Neulich fand ich dieses Interview mit dem Hirnforscher Gerald Hüther. Darin erklärt er (ca. ab 5:44-10.00) die Verbindung von Körper und Hirn. Diesen „Übersetzungsvorgang“ von körperlichen Empfindungen mit dem Gehirn beschreibt für mich einen Focusing-Prozess.
Das Körpermodell von Gene Gendlin, dem Begründer von Focusing, ist noch viel radikaler. Der Körper hat eine eigene, natürliche Entfaltungsdynamik, die schon den nächsten Schritt impliziert, und ist in einer ständigen Interaktion mit seiner Umwelt. „Der körperliche Felt sense enthält implizite Informationen der Umwelt“, schreibt Gendlin in einem Artikel über den Körper. Das klingt zunächst wie eine Vorprogrammierung auf körperlich-biologischer Ebene: Der nächste Schritt ist vom Körper intendiert, der Kreislauf der Natur ist vorgegeben. Die Interaktion mit der Umwelt bringt aber nun ständig Veränderungen mit sich. Zu jeder Änderung gibt es laut Gendlin einen stimmigen Felt sense, der auch dann wieder den nächsten Schritt impliziert. So als ob die evolutionäre Entwicklung in einem fortgeht. Dieser nächste Schritt ist dann ein ganz neuer, der erst aus der Interaktion entsteht.
Diese Wechselwirkung aus natürlichem Kreislauf und ständiger Neuentwicklung hilft mir, meinem Körper zu vertrauen, und auf eine Lösung zu warten, die aus ihm heraus kommt. Und mit Focusing lerne ich diese Empfindungen wahrzunehmen und zu verstehen.