„Er hat ein Gedächtnis gestiftet seiner Wunder, der gnädige und barmherzige HERR“ (Psalm 111,4)
Ein Spiel, in dem mich unser Jüngster garantiert jedes Mal schlägt, ist „Memory“. Ganz egal wie auch die Bilder dieses in abertausend Varianten erhältlichen Spiels aussehen – ich verliere immer. Ob Dinos, Autos, Blumen: ich kann mir den Platz der verschiedenen Karten einfach nicht so gut merken wie unser 9jähriger Sohn.
Dabei ist „Erinnern“, „Gedenken“, „sich ins Gedächtnis rufen“ ja eine ganz wesentliche und wichtige Fähigkeit.
Und beim Gedenken geht es um weitaus mehr als etwa darum, beim Memoryspielen zu gewinnen, wichtige Lerninhalte in der Schule zu behalten oder sich den Namen von Menschen, denen man irgendwo einmal begegnet ist, zu merken, um sich bei der nächsten zufälligen Begegnung nicht zu blamieren.
„Gedenken“ ist geradezu eine Lebensaufgabe. Denn aus (erinnerter) Erfahrung wird man klug, wie der Volksmund sagt.
Und nicht nur privat-persönlich wird gedacht. Ganze Gesellschaften sehen sich vor die Aufgabe gestellt, sich wichtiger geschichtlicher Ereignisse zu erinnern, um aus ihnen für Zukunft und Gegenwart zu lernen. Oft werden hierzu besondere Tage zu Gedenktagen erklärt, um besonders glückliche oder aber leidvolle Ereignisse zu vergegenwärtigen. Man denke an den 3. Oktober, den 11. September oder den 8. Mai. Natürlich kennen auch Religionen besondere Gedenktage, vielmehr als nur Weihnachten und Ostern!
Der Psalmbeter spielt möglicherweise auch auf besondere Gedenktage an. In manchen Bibelübersetzungen heißt es, der „HERR hat besondere Gedenktage gestiftet“.
Aber wie verhält es sich eigentlich mit meiner ganz eigenen Gedenkkultur? Habe ich persönliche Gedenktage, die mir wichtig sind?
Beim Focusing geht es nicht direkt um Gedenktage, aber am Anfang eines Focusingprozesses wird meistens gefragt, ob es ein besonderes Thema gibt, über das man/ frau fokussieren möchte!? Und dieses Thema ist dann ganz oft ein Ereignis, ein Stück persönlich erlebter Geschichte, die im Focusingprozess bearbeitet, man könnte auch sagen, körperlich neu durchlebt wird.
Und das wirklich Wundersame am Focusing ist für mich immer wieder zu erleben, dass durch Focusing oft ein neuer Blick oder eine neue Erkenntnis auf das Erlebte hin entsteht. Dann wird das Gedenken zu einem echten kreativen Akt und nicht selten können auch schmerzhafte Erinnerungen einen neuen Sinn gewinnen.