Ich laufe mit langsamen Schritten durch den Regenwald. Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich das Privileg, dieses besondere Stück Natur kennen zu lernen. Als erstes nehme ich die Geräusche wahr, ich hätte nicht gedacht, dass es im Regenwald so laut ist! Es sind mir fremde und faszinierende Töne. Und dann folgt der Blick, überall um mich herum ist es einfach nur grün in vielfältigen Abstufungen. Die Bäume, Büsche und Bodenpflanzen sind dicht miteinander verwachsen, man kann nicht sehr weit in den Wald hineinschauen.
Man hat mir versichert, dass es sehr gut möglich ist, in diesem Dickicht Tiere zu beobachten. An einem guten Tag kann ich z.B. auf Tukane, Faultiere, diverse Kröten- und Schmetterlingsarten und Chamäleons hoffen.
Langsam laufe ich also und halte ganz gespannt Ausschau, kann aber zunächst keine Tiere entdecken. Es sieht einfach alles gleich aus. Vögel sind ganz sicher da, ich höre sie ja. Irgendwann bleibe ich stehen und schaue ganz genau hin. Ich muss eine ganze Weile warten, aber dann kann ich erste Bewegungen von Tieren ausmachen.
Es ist eigentliche die gleiche Haltung, die ich auch für meine inneren Bewegungen benötige. Wenn ich die Aufmerksamkeit nach innen lenke, dann ist da manchmal auch nicht viel mehr, als ein „Dickicht“ an Körperempfindungen und das neugierige Wissen, dass es in mir viel zu entdecken gibt. Innehalten, langsamer werden und die Aufmerksamkeit nach innen lenken braucht manchmal genau soviel Geduld, wie Tiere beobachten im Regenwald. Wenn sich dann in mir etwas zeigt und ich es neugierig betrachte, erzeugt es in mir Dankbarkeit und Staunen über die Weisheit meines Körpers. Und genau diese Gefühle haben mich schließlich auch im Regenwald erfüllt, als ich ein Faultier, Tukane, ein Chamäleon und eine Jesus-Christus-Echse (sie kann auf dem Wasser laufen) entdeckte.
Danke für den Ausflug in den Urwald. Mal sehen, wen ich beobachten kann, wenn ich heute still in mich hineinsehe.