Im Focusing wende ich mich meinem Körper zu und begrüße in einer aufmerksamen, annehmenden, ahnungslosen, abwartenden, absichtslosen Haltung das, was ich dort wahrnehme. Schon diese Haltung braucht ein wenig Übung, da sie sich von der üblichen Art und Weise, wie wir mit uns selbst umgehen, unterscheidet. Ich zumindest bin sehr häufig mit Ungeduld und inneren Bewertungen mir gegenüber konfrontiert, so dass sich dieser Freiraum im Alltag nicht von allein einstellt. Im Focusing nehme ich mir Zeit (abwartend) und wende mich mir zu (aufmerksam) und lasse beiseite, was ich schon meine zu wissen (ahnungslos) und bleibe wohlwollend und ohne etwas Bestimmtes erreichen zu wollen dabei (annehmend, absichtslos). So können sich Körperemfindungen zeigen, die mir zu einem Thema oder meiner jetzigen Situation etwas zu sagen haben. Meiner Erfahrung nach gibt es so ein tieferes Empfinden in mir, aber ich habe in der Regel keinen Zugang dazu. So gibt mir Focusing die Gelegenheit und auch den Weg zu diesen tieferen Schichten, die mir oft dann doch etwas Erstaunliches offenbaren. Und sehr häufig entsteht bereits eine körperliche Veränderung, wenn sich so ein Empfinden als ein Gefühl, ein Bild, ein Wort, eine Erinnerung richtig beschrieben fühlt. Dieses Aufatmen „Ja, so ist es“ löst sehr häufig schon eine Erleichterung aus, gespürt als eine körperliche Weite, ein Lösen oder Fließen. Das bedeutet nicht, dass das Gefühl oder das Unangenehme eines Problems damit bereits auf einer rationalen Ebene bearbeitet wäre. Sondern entscheidend ist, dass der Körper das Gefühl von „gesehen werden“ erlebt hat. Damit kommt eine Tiefe in jegliches Erleben hinein. Alle Gefühle können so in einer Intensität gespürt werden, ohne dass ich in sie hineinfalle oder völlig von ihnen bestimmt werde. Denn im Focusing gibt es diesen Abstand, der es mir ermöglicht, in Kontakt mit den Empfindungen zu sein, mich ihnen zuzuwenden oder zu nähern – so nah, wie es gerade gut ist, um sie wahrzunehmen, und wie eine gute Freundin daneben bleiben zu können .
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