„Wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, werdet ihr nicht in das Himmelreich hineinkommen“ (Mt 18,3).
Als Kind konnte ich oft stundenlang ganz in einer Sache aufgehen: beim Spielen, Malen oder wenn wir draußen in der Natur ein Baumhaus bauten. Die Zeit schien stillzustehen. Ich war ganz bei dem, was ich tat – ohne Sorgen, ohne innere To-do-Liste. Erst später im Leben kam das Grübeln und Planen hinzu. Manchmal sehne ich mich in diese Kindheitserfahrungen zurück.
Jesus spricht von genau dieser Haltung: wie Kinder zu leben, die ganz im Augenblick sind. Doch als Erwachsene ist das schwerer. Wir denken an Termine, haben Verpflichtungen im Kopf, sorgen uns um morgen. Das Jetzt gerät dabei leicht aus dem Blick.
Spirituelle Übung kann helfen, zurückzufinden. Im Sommer habe ich im Friaul eine einfache Übung kennengelernt: Wir standen im Wald, nahmen mit allen Sinnen wahr – die Sonne, den Duft, die Farben. Dann die Frage: „Ist es angenehm?“ Und wenn ja: „Dann genieße!“
Das klingt schlicht, hat aber Tiefe. Denn wer genießt, ist gegenwärtig. Sorgen rücken in den Hintergrund, Gedanken an später verstummen.
Genießen heißt: das Geschenk des Augenblicks wahrnehmen. Vielleicht ist genau das gemeint, wenn Jesus sagt, wir sollen wie Kinder werden – offen, gegenwärtig, fähig zur Freude.
Und wer weiß: Vielleicht ist der Himmel gar nicht erst „irgendwann und irgendwo“. Vielleicht beginnt er genau da, wo wir jetzt gerade sagen können: „Es ist angenehm – und ich genieße.“