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Das Zeichen des Jona…

Focusing und der Karsamstag

Karsamstag – ein Tag mit einer eigenartigen Stimmung,
Karsamstag – ein „Dazwischen-Tag“ zwischen Karfreitag und Ostersonntag, zwischen Sterben und neuen Leben.
Karsamstag – der Tag der Grabesruhe

Die Liturgie dieses Tages?
Sie entspricht dem Wort Jesu (Mt.12,39)
und gibt uns „kein anderes Zeichen als das Zeichen des Jona“:

Jonas Gebet im Bauch des Fisches:

Ich rief zu dem HERRN in meiner Angst,
und er antwortete mir.
Ich schrie aus dem Rachen des Todes,
und du hörtest meine Stimme.
Du warfst mich in die Tiefe, mitten ins Meer,
dass die Fluten mich umgaben.
Alle deine Wogen und Wellen gingen über mich,
dass ich dachte, ich wäre von deinen Augen verstoßen,
ich würde deinen heiligen Tempel nicht mehr sehen.
Wasser umgaben mich bis ans Leben,
die Tiefe umringte mich, Schilf bedeckte mein Haupt. 
Ich sank hinunter zu der Berge Gründen,
der Erde Riegel schlossen sich hinter mir ewiglich.
Aber du hast mein Leben aus dem Verderben geführt,
HERR, mein Gott!
Als meine Seele in mir verzagte,
gedachte ich an den HERRN,
und mein Gebet kam zu dir
in deinen heiligen Tempel.  
Die sich halten an das Nichtige,
verlassen ihre Gnade.
Ich aber will mit Dank
dir Opfer bringen.
Meine Gelübde will ich erfüllen
dem Herrn, der mir geholfen hat.

Eindrucksvolle Seelenbilder einer scheinbar aussichtslosen Situation.
Und mittendrin dieser Vers: „Als meine Seele in mir verzagte, gedachte ich an den HERRN“.
In der Tiefe der Hoffnungslosigkeit des „Jona-Grabes“ kommt ein neuer Schritt,
ein Schritt nicht irgendwie von außen,
sondern aus dem Menschen Jona: „Ich gedachte des Herrn“.
Mitten in der Verzweiflung und ganz unten kommt er wieder in Kontakt zu seiner Hoffnung. Logisch oder machbar ist das nicht, nicht einmal greifbar.
Es geschieht.
Es geschieht in dem „Dazwischen“,
zwischen zwei Satzhälften: zwischen „Verzagen“ und  „Gedenken an Gott“ geschieht neue Hoffnung,
kommt neue Lebenskraft
geschieht Auferstehung in einer Menschenseele.

Es braucht dieses „Dazwischen“, die Grabesruhe, den Karsamstag.
In der liturgischen Tradition der christlichen Kirchen ist es ein Tag,
im Focusing ist es manchmal ein Augenblick der Stille,
des Schweigens,
des Nicht-weiter-Wissens,
des Aushaltens,
aus dem der neue Schritt kommt.

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