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Hineinrufen…

Wenn er mich anruft, werde ich ihn erhören. (Ps 91,15)

In der evangelischen wie katholischen Kirche haben die Sonntage der Fastenzeit die gleiche Überschrift. Es ist immer ein Bibelvers. Jener vom ersten Sonntag der Fastenzeit, von „Invocavit“, stammt aus Psalm 91: Wenn er mich anruft, werde ich ihn erhören. Wenn er mich anruft – das ist ein Hineinrufen, so kann man das lateinische Wort übersetzen. Die Bitte, die Klage, der Lob, der Dank, was immer ich da rufe, ist nicht eine einfache Mitteilung, sondern geht Gott an, in seinem Innersten. Er hört gut zu, aus tiefer Liebe. Ich kann diese Liebe spüren, mal mehr, mal weniger, manchmal auch gar nicht. Dann hadere ich mit Gott. Auch das darf sein, weil Gott den Schallraum seines Innersten geöffnet hat.

Die Antwort kann sich an vielfältigen Orten zeigen. Paulus und mit ihm viele Mystikerinnen und Mystiker kennen einen besonderen Ort: Der Leib ist der Tempel Gottes. Gott wohnt nicht nur im Himmel, er ist in mir, etwas von dem göttlichen Licht leuchtet in Innern, sogar dann, wenn ich es nicht wahrnehme. Es ist viel mehr als ein gedachter Gedanke, auch wenn es das sein kann. Manchmal stellt sich so ein Gefühl ein, das schwer zu beschreiben ist, ein gutes Bauchgefühl, eine innere Weite, befreiende Tränen, in dem das göttliche Licht aufleuchtet.

Invocavit, hineinrufen, wird mir so zur Einladung, ins Innen zu lauschen. Vielleicht zeigt sich die Antwort als ein felt sense. Nicht im Sinne einer Handlungsanweisung, vermutlich auch nicht besonders klar und geschliffen formuliert, aber doch zeigt sich da etwas Echtes und ich finde einen anderen Zugang zu dem, was ich in Gott hinein gerufen habe. Gut möglich, dass es dann immer noch da ist, aber es hat eine andere Qualität.

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