„Unsere Seele macht beständig Lärm, aber es gibt einen Punkt in ihr, der Schweigen ist und den wir niemals vernehmen. Wenn das Schweigen Gottes Eingang findet in unsere Seele, sie durchdringt und dort sich jenem Schweigen verbindet, das heimlich in uns gegenwärtig ist, dann haben wir hinfort in Gott unseren Schatz und unser Herz; und der Raum öffnet sich uns wie eine Frucht, die sich teilt, denn wir sehen das Universum von einem Punkt, der außerhalb des Raums gelegen ist.“
Dieses Zitat stammt von der französischen Philosophin und Mystikerin Simone Weil, die 1943 gestorben ist und vor allem in den letzten Jahren vor ihrem Tod die Zusammengehörigkeit von Spiritualität und politischem Engagement erforscht und selber gelebt hat. Ihre Zeilen sind nicht leicht zu verstehen und öffnen sich erst dann langsam, wenn man sie mehrmals liest. Sie stellen Fragen auf, die uns einladen, ihre Behauptungen mit unserer Erfahrung zu vergleichen.
Zum Beispiel:
Befindet sich ein Ort in uns, der reines Schweigen ist – ohne Gedanken, innere und äußere Stimmen, Gefühle usw.? Ein Ort, der tiefer sitzt als der Freiraum, den wir z.B mit Hilfe von Focusing selber schaffen können. Inwiefern deckt sich das mit unserer Erfahrung? Stimmt es, dass wir diesen Ort erahnen aber nie von uns aus erreichen können?
Stimmt es, dass ein weitaus größerer Freiraum entsteht, wenn Gottes Schweigen mit unserem Schweigen zusammenkommt?
Gibt es etwas, was wir tun könnten, um diese Fusion von Gottes Geist und unserer Seele zu ermöglichen?
Was meint Simone Weil, wenn sie behauptet, das Universum von außerhalb des Raums sehen zu können?