In meine Schule, in der ich als Pfarrerin im Schuldienst arbeite, gehen Kinder und Jugendliche mit körperlichen Beeinträchtigungen. Manche von ihnen sind von fortschreitenden Erkrankungen betroffen, so dass es immer wieder vorkommt, dass Schüler*innen sterben. In den letzten Wochen geschah das mehrfach und ich musste die traurige Nachricht den betroffenen Klassen überbringen. Es wurde viel geweint, auch gelacht und vor allem viel erzählt.
Mich erfüllt dann immer viel Dankbarkeit, dass ich diese Arbeit tun darf und
gleichzeitig fühlt es sich auch manchmal belastend und schwer an. In diesem inneren Zustand besuche ich am Sonntag den Gottesdienst. Der Predigttext wird vorgelesen und ich spüre sofort Resonanz zu den Worten, die ich höre. Ein Grund, den Text einmal mit in den Körper hineinzunehmen und mit Hilfe von Focusing die Worte noch weiter zu erkunden:
„Denn Christus soll durch den Glauben in euren Herzen wohnen. Und ihr sollt in der Liebe verwurzelt und fest in ihr gegründet bleiben. So könnt ihr sie zusammen mit allen Heiligen in ihrer Breite, Länge, Höhe und Tiefe erfassen.“ Epheser 3, 17-18
Meine Aufmerksamkeit geht zu den Worten „verwurzelt“ und „fest gegründet“ und ich spüre ihnen für einige Momente nach. Beide Worte fühlen sich auf eine angenehme Weise schwer an. Ich versuche herauszufinden, um welche Art von Schwere es sich handelt. Nach einer Weile taucht das Wort „stabil“ auf. Und ein Wunsch: Innerlich stabil sein, wenn äußerlich viel Belastendes herrscht- das ist es, was ich gut gebrauchen kann, und so bleibe ich eine Weile bei dem Körpergefühl, das in mir entstanden ist.
Dann nehme ich noch die Frage dazu: Wie bleibe ich innerlich stabil? Und wieder warte ich auf Antworten, die in meinem Körper entstehen.
Danach wende ich mich den Maßeinheiten der Liebe Gottes zu. Kognitiv ein
merkwürdiger Gedanke, die Liebe in ihrer Breite, Länge, Höhe und Tiefe zu erfassen. Mein Körper kann aber direkt einiges damit anfangen. Ich starte in meinem inneren Raum und erweitere ihn in die verschiedenen Richtungen. Wie fühlt sich die Liebe neben, über und unter mir an? Welche Bilder entstehen in mir? Einiges taucht auf, auch Freude und ein wenig Sehnsucht.
Am Ende der Predigt wünscht uns unsere Pastorin, dass wir verwurzelt und offen in der Liebe Gottes bleiben sollen. Denn dann können wir chaotische und belastende Situationen besser aushalten. Nach meinem gottesdienstlichen Focusing kann ich diesen Wunsch nun als eine Art Felt Sense mit in meinen Schulalltag mitnehmen.