Ein Zen-Schüler fragte seinen Meister, was den Meister von ihm unterscheide. Der Zen-Meister entgegnete ihm: „Wenn ich gehe, dann gehe ich. Wenn ich esse, dann esse ich. Wenn ich schlafe, dann schlafe ich. Der Schüler antwortete: „Aber das mache ich doch auch.“ Der Zen-Meister antwortete: “Wenn du gehst, denkst du ans Essen und wenn du isst, dann denkst du ans Schlafen. Wenn du schlafen sollst, denkst du an alles Mögliche. Das unterscheidet uns.“
Diese kleine Anekdote bringt mich immer wieder zum Schmunzeln. Möglicherweise, weil sie es humorvoll auf den Punkt bringt, worum es beim spirituellen Übungsweg im Kern geht.
In ihrem Buch „Einfach Zen“ vermutet die 2011 verstorbenen Zen-Lehrerin Charlotte Joko Beck, dass die meisten Menschen zwischen 80 und 90 % ihrer Zeit mit Gedankenspielen und Grübeleien verbringen. Ich musste wieder schmunzeln und war auch ein bisschen erleichtert, dass Joko Beck nur wenige Zeilen später offen bekennt, dass sie auch sich selbst zu diesem Personenkreis zählt.
Mir geht es da leider nicht anders. Aber was tun, um aus den Gedankenspielen auszusteigen? Gedanken beobachten und benennen, schlägt Joko Beck als einen ersten Schritt auf dem Übungsweg vor. In einem weiteren Schritt gehe es dann darum, vom Kopf mehr in die körperliche Wahrnehmung zu kommen.
Das ist im Grunde genau das, was wir beim Focusing auch tun: Ruhig werden, Gedanken beobachten und vorbeiziehen lassen, in den Körper hineinspüren und aufmerksam und neugierig sein für das, was da dann kommt.
Ganz egal, ob es ums Essen, Gehen, Schlafen, Meditieren oder um Focusing geht: Ohne Achtsamkeit und die Bereitschaft, geduldig zu üben, wird´s schwierig. Bei alledem auch mal selbst über sich zu lachen, macht es aber auf jeden Fall leichter.