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Autor: Christiane Henkel

Das Leben und alles in Fülle

Im Focusing wende ich mich meinem Körper zu und begrüße in einer aufmerksamen, annehmenden, ahnungslosen, abwartenden,  absichtslosen Haltung das, was ich dort wahrnehme. Schon diese Haltung braucht ein wenig Übung, da sie sich von der üblichen Art und Weise, wie wir mit uns selbst umgehen, unterscheidet. Ich zumindest bin sehr häufig mit Ungeduld und inneren Bewertungen mir gegenüber konfrontiert, so dass sich dieser Freiraum im Alltag nicht von allein einstellt. Im Focusing nehme ich mir Zeit (abwartend) und wende mich mir zu (aufmerksam) und lasse beiseite, was ich schon meine zu wissen (ahnungslos) und bleibe wohlwollend und ohne etwas Bestimmtes erreichen zu wollen dabei (annehmend, absichtslos). So können sich Körperemfindungen zeigen, die mir zu einem Thema oder meiner jetzigen Situation etwas zu sagen haben. Meiner Erfahrung nach gibt es so ein tieferes Empfinden in mir, aber ich habe in der Regel keinen Zugang dazu. So gibt mir Focusing die Gelegenheit und auch den Weg zu diesen tieferen Schichten, die mir oft dann doch etwas Erstaunliches offenbaren. Und sehr häufig entsteht bereits eine körperliche Veränderung, wenn sich so ein Empfinden als ein Gefühl, ein Bild, ein Wort, eine Erinnerung richtig beschrieben fühlt. Dieses Aufatmen „Ja, so ist es“ löst sehr häufig schon eine Erleichterung aus, gespürt als eine körperliche Weite, ein Lösen oder Fließen. Das bedeutet nicht, dass das Gefühl oder das Unangenehme eines Problems damit bereits auf einer rationalen Ebene bearbeitet wäre. Sondern entscheidend ist, dass der Körper das Gefühl von „gesehen werden“ erlebt hat. Damit kommt eine Tiefe in jegliches Erleben hinein. Alle Gefühle können so in einer Intensität gespürt werden, ohne dass ich in sie hineinfalle oder völlig von ihnen bestimmt werde. Denn im Focusing gibt es diesen Abstand, der es mir ermöglicht, in Kontakt mit den Empfindungen zu sein, mich ihnen zuzuwenden oder zu nähern – so nah, wie es gerade gut ist, um sie wahrzunehmen, und wie eine gute Freundin daneben bleiben zu können .

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Angefasst

Es ging um Leben und Tod. Und jetzt sollte der Tod nicht mehr das Ende sein? Unglaublich! Nein, einfach unmöglich. Völlig gegen alle Vernunft. Was ich nicht mit eigenen Augen gesehen und mit meinen Ohren gehört habe – das gibt es nicht. Thomas hörte nicht auf das, was ihm aus zweiter Hand zugetragen wurde.

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Ohnmacht

In dieser Woche beginnt die Fastenzeit, im Kirchenjahr die Passionszeit. Der lange Leidensweg Jesu, Schritt für Schritt nachgezeichnet. In der Welt herrscht Krieg. Ohnmacht ist…

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Embodied Prayer – Interview mit Eva Maria Jäger, Teil 1

In diesem Jahr (2021) ist das Buch „Spirituelles Embodiment“ herausgekommen. Es wurde verfasst von Maja Storch, Eva Maria Jäger und Stefan Klöckner. Die drei Autor:innen führen in verschiedene Zugänge zur Spiritualität ein: über den Körper mit „Embodied Prayers“ und mit dem gregorianischen Choral. Um die Embodied Prayer vorzustellen, haben wir ein Interview mit Eva Maria Jäger geführt, die sie entwickelt hat.

Eva, Du bist Mit-Autorin des Buches Spirituelles Embodiment. Wie kam es dazu? Und was machst Du, wenn Du nicht gerade Bücher schreibst? 

Ich schreibe tatsächlich auch als Privatmensch gerne Tagebuch und persönliche Texte, denn das Schreibtempo finde ich wunderbar „synchron“ zum Nachdenk-und Besinnungstempo. 

Doch was mache ich alles sonst? 

Mein beruflicher Alltag, der aus vielen Klientengesprächen in meiner Praxis für Verhaltenstherapie in München besteht, wechselt sich ab mit meiner Lehrtätigkeit an der Internationalen Hochschule in Liebenzell, an der ich den Master-Studiengang „Integrative Beratung“ mitentwickelt habe, der berufsbegleitend studiert werden kann. Das bedeutet u.a. für mich, ca. einmal pro Monat ein dreitägiges Kompakt-Modul zu unterrichten. Beides, als Therapeutin und als Professorin unterwegs zu sein, erlebe ich als ein Privileg, was nicht immer so war.

In meiner Praxis ganz offiziell Fragen stellen zu dürfen und bei jedem Menschen neu anzufangen – das empfand ich anfangs als schwierig, denn ich wünschte mir damals noch, mich routinierter und sicherer zu fühlen. Doch dass es gerade meine Nicht-Wissen ist eine offene und im besten Sinne unsichere Haltung, die hilfreich und sogar professionell ist, das sind Entdeckungen der letzten Jahre, die diesen Beruf für meine Klienten – und mich selbst immer mehr zu einer Bereicherung werden lassen. 

Und dass ich dabei Hin- und Herpendeln kann zwischen eigener Praxis und dem Unterrichten und Reflektieren von Theorien an der Hochschule ist ein zusätzliches Geschenk. 

Dann gibt es noch unsere kleine Familie, meinen Mann, Tilman und unseren Sohn Jakob, 19.

In meiner freien Zeit mache ich Musik, singe im Chor, geige mit meinem Mann oder zeichne und male kleine Projektchen und Bilderbüchlein. Ich spinne auch sehr gerne Wolle. Und ich liebe Kräutergärten und Kochfilme und entwerfe im Kopf sehr gerne Gärten und Häuser.

Was sind Embodied Prayers? 

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